Studienauftrag
Das Quartier ist bis heute spürbar geprägt von der Stadterweiterungsplanung mit durchgrünten Freiräumen und strassenbegleitender offener Hofrandbebauung (Plan Hippenmeier, ca. 1936). Das Aufkommen der Verkehrsachsen Bucheggstrasse und Wehntalerstrasse hat zu einer stark trennenden Wirkung des Siedlungsraumes um die Grebelackerstrasse zu ... den angrenzenden Quartieren geführt . Der direkt angrenzende Grünzug, welcher beim Bucheggpark ein Scharnier bildet, schafft übergeordnete Grünkorridore zum Käferberg, Zürichberg (Irchel) und nach Oerlikon (Allenmoos, Liguster).
Das vorliegende Projekt nimmt die vorgefundene, charakteristische räumliche Qualität des geschwungenen Strassenraumes mit begleitend raumbildender und durchlässiger Bebauung auf und schafft eine neue, belebte Dichte mit hoher Wohnqualität für die künftigen Bewohner. Der Aussenraum ist von einer starken Vegetation geprägt. Der Projektvorschlag ist ein beispielhafter, zukunftsweisender Beitrag für eine innere Verdichtung durch einen Ersatzneubau, welcher die gesellschaftlich definierten Nachhaltigkeits- und Energiezieleverantwortungsbewusst umsetzt.
Die ostseitigen Zeilenbauten werden typologisch wieder im Sinne einer offenen Hofrandbebauung ergänzt und binden die Siedlung selbstverständlich in die Nachbarschaft entlang der Grebel- und Langackerstrasse ein. Durch das dezente Zurückweichen der östlichen Bebauungskörper von der Baulinie wird der Strassenraum der Bauhöhe und Masse entsprechend leicht aufgedehnt und gewinnt an Besonnungs- und Aufenthaltsqualität. Der Bezug der Bebauung zum übergeordneten, unbebaubaren Grünzug wird durch die bewegte, verlängerte Abwicklung akzentuiert. Die ursprüngliche Torsituation zur Bucheggstrasse ist hinfällig und wird auch ostseitig aufgehoben. Die Sonderstellung des „Hohen Haus“ wird akzentuiert und entsprechend räumlich integriert. Durch das Zurückweichen und die geometrische Bezugnahme der westlichen Zeile auf das Hohe Haus wird der 'Tramplatz' gebildet.
Die Charakteristik eines durchgrünten Siedlungsraumes mit Wiesenund Staudenflächen, welche vom Hof zwischen den Gebäuden bis zur Strassenkante fliessen wird aufgenommen und durch die konsequente Adressierung und Ausrichtung zur Grebelackerstrasse wird eine identitätsstiftende belebte Wohnstrasse geschaffen.
Die geschwungene Fassadenabwicklung wird durch Attikaaufbauten rhythmisiert und im Bereich der Eingänge präszise verortet. Die volumetrische Ausbildung der Erker und Balkone unterstützt die Lesart der Gebäudetypologie im durchgrünten Siedlungsraum und erzeugt eine thematische Variation und Verwandschaft, welche einen Dialog der beiden Strassenfassaden über den Freiraum aufspannt. Die schlichte und richtungsneutrale Fassadengliederung unterstützt die volumetrisch räumliche Wirkung der Architektur. Eine pigmentierte, hölzerne Fassade erzeugt eine wohnlich, sinnliche Atmosphäre im Freiraum und setzt einen sinnlichen Kontrast zur lärmigen und verkehrsgeprägten Bucheggstrasse. Die oberen Geschosse setzen sich durch die farbliche Akzenturierung, erzeugt durch den Materialwechsel der Verkleidung auf mattierte, farblich abgestimmte PV-Elemente leicht ab. Beim nach Süden zur Bucheggstrasse ausgerichteten Haus wird die PV-Verkleidung direkt auf den geschosshohen Sockel geführt und trägt so der Lage bezüglich Verkehr und Besonnung gleichermassen Rechnung. Die horizontale Aufgliederung der Baukörper ist ein Verweis auf die umgebenden quartiertypischen Bauten mit prägenden zweigeschossigen Mansardendächer.
Der Freiraum gliedert sich in zwei Bereiche: der Strassenraum an den die öffentlicheren EG-Nutzungen angegliedert sind und die ruhigen Gartenzonen hinter den Gebäuden.
Mit der Setzung der neuen Gebäude wird der Strassenraum analog zum Bestand wieder klar gefasst. In der grünen Vorzone zur Bucheggstrasse entwickelt sich aus der Sockelmauer der Vorgärten eine begrünte Mauer, die als Lärmschutz für die Wohnsiedlung dient. Anschliessend weitet sich der Raum zwischen den Gebäuden etwas mehr auf und wird mit dem Cafe, dem Ladenlokal und dem Zugang zur Verwaltung der Genossenschaft zu einem zentralen Ort der Begegnung. Ein kleiner baumbestandener Platz mit einem Brunnen dient dem Cafe als Aussenraum und als Quartierplatz. Der neu benannte 'Tramplatz' ist eine Hommage an die Gründersiedlung der BAGESTRA.
AUFTRAGGEBER: Baugenossenschaft Bagestra
VERFAHREN: Studienauftrag auf Einladung
JAHR: 2023
STATUS: Abgeschlossen
LANDSCHAFTSARCHITEKTUR: Hoffmann Müller Landschaftsarchitektur, Zürich
INGENIEURE: Pirmin Jung
BAUPHYSIK: Raumanzug, Zürich
VISUALISIERUNGEN: nightnurse images, Zürich